Diese Messenger sind sicherer als verschlüsselte E-Mails

Über eine Sicherheitslücke können Angreifer verschlüsselte E-Mails lesen.

Gute Alternativen: Signal, Threema und sogar Whatsapp – nur bei Telegram ist Vorsicht angebracht.

Lange Zeit gab es nur einen Grund, seine E-Mails nicht zu verschlüsseln: Um alles richtig einzurichten, braucht man entweder IT-Kenntnisse oder eine ausführliche Anleitung und viel Geduld. Jetzt haben Forscher eine Lücke in zwei Verschlüsselungsstandards entdeckt: PGP und S/Mime sind kompliziert und angreifbar.

Um sich zu schützen, sollten Nutzer in ihrem E-Mail-Programm den HTML-Modus deaktivieren. Nachrichten werden dann nur noch als Text angezeigt, Formatierungen, Links und Bilder verschwinden. Auch Messenger-Dienste bieten sogenannte Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Sie chiffrieren Nachrichten auf dem Gerät des Absenders und entschlüsseln sie erst beim Empfänger. Wer die Nachrichten unterwegs abfängt, sieht nur Zahlensalat, den selbst Hochleistungsrechner nicht entwirren können. Die Dienste lassen sich nicht nur am Smartphone, sondern auch im Browser oder am Desktop nutzen. Damit sind sie ein guter Ersatz für verschlüsselte E-Mails.

Signal (Messenger)

Viele Aktivisten und Whistleblower vertrauen auf Signal, und das hat einen Grund: Entwickler Moxie Marlinspike gilt als einer der fähigsten Kryptografie-Experten der Welt. IT-Sicherheitsforscher halten sein Verschlüsselungsprotokoll für extrem Sicher, auch Edward Snowden nutzt Signal. Man kann nicht nur chatten, sondern auch Bilder und Videos verschicken oder Sprach- und Videoanrufe starten. Alle Dateien und Unterhaltungen werden sicher verschlüsselt. Weder Hacker noch Geheimdienste können mitlesen oder mithören, auch Signal selbst hat keinen Zugriff. Für manche Nutzer könnte es ein Nachteil sein, dass sie zwingend eine Telefonnummer benötigen, um sich zu registrieren und den Dienst mit der Sim-Karte zu verknüpfen.

Threema

Im Gegensatz zu Signal setzt Threema keine Handynummer voraus. Die Identität wird an die sogenannte Threema-ID geknüpft, die sich unabhängig von der Sim-Karte verwenden lässt. Threema verwendet einen eigenen Verschlüsselungsstandard, der nur teilweise quelloffen und dementsprechend nicht für alle einsehbar ist. Allerdings haben unabhängige IT-Sicherheitsforscher den Code überprüft und keine Lücken entdeckt. Das Unternehmen sitzt in der Schweiz, insbesondere im deutschsprachigen Raum ist Threema recht weit verbreitet. Android-Nutzer zahlen drei Euro, im iTunes-Store kostet die App 50 Cent mehr.

Telegram

Eines muss man Pawel Durow lassen: Der russische Telegram-Gründer weiß, wie gute PR funktioniert. Obwohl renommierte Sicherheitsforscher seit Jahren vor Telegram warnen, nutzen mehr als 200 Millionen Menschen den Messenger. Zwar wurde das Verschlüsselungsprotokoll noch nicht geknackt, doch die Kryptografie gilt als anfällig (PDF). Außerdem werden Chats nicht standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Viele Nutzer wissen das aber nicht und vertrauen darauf, dass sie sicher kommunizieren, sobald sie Telegram verwenden.

Wire

Während Telegram mehr Aufmerksamkeit bekommt, als es verdient, gilt bei Wire das Gegenteil. Die Entwickler sitzen in Deutschland und der Schweiz und setzen auf das Signal-Protokoll, das sie leicht modifiziert haben. Bei IT-Sicherheitsforschern und Datenschützern kommt Wire gut weg. Nutzer können sich ohne Sim-Karte anmelden und müssen dafür nur eine E-Mailadresse angeben.

Whatsapp (Messenger)

Es gibt gute Gründe, Whatsapp nicht zu nutzen: Der Messenger gehört zu Facebook, und kürzlich verließ Gründer Jan Koum das Unternehmen, der Whatsapp-Nutzer immer vor Werbung verschonen wollte. Aktuell verhindert nur eine Anordnung des Datenschützers Johannes Caspar, dass Nutzerdaten mit Facebook geteilt werden. Der Datenschutz ist fragwürdig, die Sicherheit allerdings nicht: Whatsapp verwendet dasselbe Protokoll wie Signal. Nutzer können zumindest darauf vertrauen, dass der Inhalt ihrer Nachrichten privat bleibt.

 

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